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Bild des Monats


Mit dem Bild des Monats April endet diese Rubrik, die ich von Mai 2010 bis April 2011 führte.
Im Jahreskreis schenke ich Ihnen ein Gedicht von mir und ein Bild zum Sommer, Herbst, Winter und Frühling.


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Oh, du fröhliche OsterEIERzeit

Wilheln Busch:

Das weiß ein jeder, wer's auch sei,
gesund und stärkend ist das Ei.
Nicht nur in allerlei Gebäck,
wo es bescheiden im Versteck,
nicht nur in Soßen ist's beliebt,
weil es denselben Rundung gibt.
Nicht eben dieserhalben nur,
nein, auch in leiblicher Statur,
gerechtermaßen abgesotten,
zu Pellkartoffeln, Butterbroten
erregt dasselbe fast bei allen
ein ungeteiltes Wohlgefallen.
Und jeder rückt den Stuhl herbei
und spricht: „Ich bitte um ein Ei."

Ostereier: hart gekocht / gefärbt / geritzt / geätzt / beklebt / bemalt / bossiert / versteckt / geditscht / und marmoriert.

Bilder:
marmoriertes Ei aus Styropor – marmoriertes Ei aus Plastik.

Allen sonnige, geruhsame, aufregende – nun eben – schöne Oster(eier)tage!

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April

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Grünblaue Bänder im gelbem April

Zur Farbenwelt

Wie sehr lechzen wir Menschen nach dem Frühling, suchen nach seinen ersten Anzeichen auf dem Boden, in den Büschen und in der Luft. Ist Ihnen auch schon einmal aufgefallen, dass wir das Weiß des ersten Schnees anders empfinden als die weißen Formen, die der Raureif noch in manchen Märznächten auf die Baumkronen und Dächer zaubert? Mögen sie noch so wunderschön aussehen, nach einem kurzen Blick wenden wir uns ab. Jetzt wird unser Herz durch andere Ereignisse weit. Fasziniert suchen wir im März und April den Himmel ab, wenn uns von dort ein Schrei zum Stehenbleiben zwingt: Wo sind sie die wilden Gänse? Und dann sehen wir die fliegenden Dreiecke. Wir sehr kann uns ein Grau und ein Weiß erfreuen. Doch in der Farbenwelt des Frühlings möchten wir, dass solche Farben wie Blau und Gelb und Lindgrün dominieren. Ich habe versucht, davon im Bild des Monats etwas einzufangen.

Zur Technik

Dieses Bild gehört zur Serie der marmorierten Karteikarten. Es ist wieder ein sehr kleines Blatt und ist nur 10,5 cm breit und 7,5 cm hoch. Ich habe wieder einmal mit Restfarbe gearbeitet, die noch auf der Wasseroberfläche vom vorhergehenden Färbegang zurückgeblieben war. Zuerst habe ich die Karteikarte nur mit der unteren breiten Seite in die Flächen mit Blau, Gelb und Grün gelegt und dann nur etwas und nur für einen kleinen Moment tiefer in die Farben getaucht, denn ich wollte, dass die farbigen Flächen licht und fast durchsichtig werden. Dann habe ich die Karte aus dem Wasser gezogen und dabei die Farbe zusammengeschoben. Dadurch entstanden die kräftigen Querlinien und davon abgehend die feinen senkrechten Streifen hinter ihnen. Da mehr Blaureste auf dem Wasser waren, erscheinen die Querstreifen Dunkelblau, fast etwas schwärzlich.


März

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Grüne Frühlingswinde in gelben Sonnenwolken

Zur Farbenwelt

Dass die Sonne länger scheint, das ist schon deutlich zu merken. Der 1. März wurde irgendwann einmal für die Nordhalbkugel zum meteorologischen Frühlingsbeginn erklärt. Anscheinend wissen das die Vögel auch, denn mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen nimmt ihr Gesang zu und mit ihren Frühlingsliedern hüpft auch mein Herz stärker. Und doch, noch ist die Luft am frühen Morgen kalt und raureifig grauweiß. Die Schneeglöckchen, die es trotz der Kälte in den Nächten schafften, Blätter und Blüten hervorzubringen, ducken sich am Boden. Noch ist der schwarze Wintermantel das richtige Kleidungsstück. Beim Suchen im Internet zum Thema Frühling fand ich auf einer Seite die Trendfarben der neuen Mode. Sie sind natürlich hell, pudrig, also etwas gedeckt. Helle Blautöne sind angesagt. Aber daneben ist es erlaubt, knallige Farben zu kombinieren. So ist man also mit einer Bluse in pink zu einer grünen Hose und mit einem gelben Blazer zu einem lila Rock richtig angezogen. Und damit liegt mein Märzbild voll im Trend, zumindest im Modetrend.

Zur Technik

Diesmal habe ich eine Leinwand marmoriert. Der Keilrahmen ist quadratisch und hat die Maße 20 x 20 cm. Durch mehrere Färbegänge erhielt dieses Bild einen Hauch von Mehrschichtigkeit. Ich ließ die letzte Farbe einige Zeit auf dem Wasser „stehen", damit sie sich etwas auf der Oberfläche verfestigen konnte. Dadurch hatte ich die Möglichkeit, mit einem kleinen Hölzchen Linien zu ziehen, ohne dass diese sofort in den größeren und flüssigeren Farbflächen verschwanden. Vor allem die feinen grünen Fäden entstanden so. Mit der leichten Verwirbelung der Farb-Fäden konnte ich die Bewegung ausdrücken, die ich mit den sanften Frühlingswinden verbinde.


Februar

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Winterfarben im nassen Februar-Nebel

Zur Farbenwelt

Der Februar gehört zu den Wintermonaten. Er ist – oder war in meinen Kindheitserinnerungen – der schneereichste Monat. Wenn ich an Ferienaufenthalte in Thüringen und im Erzgebirge zurückdenke, dann tauchen immer aus meinem inneren Speicher die Klischee-Bilder auf „weißer, glitzernder Schnee, darüber strahlend blauer Sonnenhimmel". Der Februar 2011 begann grau, neblig, nasskalt. Auch die wunderschöne Raureifverkleidung der Bäume und Büsche am ersten Tag des Monats konnte das Herz nicht erwärmen. Ein Kind in meiner Schreibwerkstatt meinte, dass die Sonne zur Zeit Urlaub auf Teneriffa machen würde. Ja, die Sonne fehlt uns allen. Aus diesem Grunde habe ich zwei Motive herausgesucht, deren Farbnuancen etwas milchig und kalt sind. Das eine Blatt hat die Winterfarben. Das andere hat kräftigere Farbgegensätze, weil wir in der Regel den Februar mit Karneval und Fasching verbinden.

Zur Technik

Wie bei den anderen Monatsbildern habe ich die Farbverläufe durch das Marmorieren hergestellt. Diesmal habe ich Etikettenpapier (Größe 9 x 4 cm) verwendet. Ich will diese farbig marmorierten Etiketten benutzen, um Glückwunschkarten zu verschiedenen Anlässen herzustellen. Das geht mit den handelsüblichen Etikettenpapieren sehr gut. Die Gummierung auf der Klebeseite wird durch das Wasser und die Farbe nicht angegriffen wird. Allerdings darf das Schutzpapier vor dem Färben und während des Trocknens nicht entfernt werden. Dann kann man es problemlos und nach seinen eigenen Vorstellungen auf die Briefkarte kleben.

Aber aufpassen: Wird das Etikettenpapier auf die mit Farbe bespritzte Wasseroberfläche gelegt, muss das Schutzpapier nach oben – also sichtbar – sein. Die zur Beschriftung vorgesehene Seite muss die Farbe aufnehmen. Ansonsten sitzt das Muster sozusagen auf der „Abfallseite", die aber sehr gute strahlende Farbe hervorbringt. Also nicht wegwerfen, sondern für eine spätere Verwendung aufheben. Aber man muss dann mit Klebstoff hantieren. Wird das Etikettenpapier getaucht, gibt es diese Probleme nicht.


Januar

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Der Januar muss krachen,...

Zur Farbenwelt

… soll der Frühling lachen. Das sagt eine alte Bauernregel. Natürlich meinten die Bauern aus ihrer Wetterbeobachtung heraus damit Eis und Schnee und nicht die aufblühenden Feuerwerksgebilde, die heute bei uns in den ersten Minuten des beginnenden Jahres die dunkle Januarnacht erhellen. Ich hatte aber beim Betrachten dieses Blattes (auf meinem Bildschirm) sofort die Farbassoziation zu den knallenden und krachenden Silvesterraketen. Vielleicht deswegen ordnete ich dieses Motiv dann dem Monat Januar zu, obwohl ich es eigentlich nicht dafür gearbeitet hatte.

Es zeigt eine Himmelsexplosion mit den Farben Schwarz, Blau, Gelb. In der unteren Hälfte gibt es einen großen hellen Fleck. Durch die schwarzen Flächen hindurch, durch das dunkle, streifige und dadurch auch bedrohlich wirkende Blaulila und das Gelb, das uns im Zusammenhang mit der Silvesternacht an Schwefeldampf erinnert, zeigt sich eine Öffnung, ein helles Etwas, das die Augen anzieht und die Gedanken in eine lichte Ferne wandern lässt. Dieser Lichtfleck kann uns vielleicht aus dem alten Jahr hinaus und in das neue Jahr hineinführen, aber auch wieder zurückbringen.

Der Januar ist von den alten Römern nach ihrem Gott Janus benannt worden. Doppelgesichtig stellten sie sich diesen Gott vor. So konnte er gleichzeitig nach hinten und nach vorn blicken, die Vergangenheit sehen, aber auch die Zukunft betrachten. Solche Janus-Köpfe ließen die Römer an Torbögen und Haustüren anbringen. Sie sollten den Ein- und Ausgang bewachen.

Zur Technik

Das Prinzip ist das gleiche, wie schon bei den vorherigen Monatsbildern beschrieben. Wieder habe ich eine weiße Karteikarte - in den Maßen 10,5 cm breit und 7,3 cm hoch - benutzt, um restliche Marmorierfarbe von der Wasseroberfläche einer kleinen Wanne sozusagen abzuschöpfen. Da mich diese im Wasser schwimmenden Farbflächen an die Schweizer Kristallhöhle Kobelwald im St. Galler Rheintal erinnerten, wollte ich so etwas wie eine Grotte entstehen lassen. Aus diesem Grunde fixierte ich mit Prit-Stift ein kleines Stück Papier mit ungleichmäßig gerissenen Rändern an die eine Stelle der Karteikarte. Dann legte ich die Karte nur kurz auf die Farbe ins Wasser und drehte sie beim Herausnehmen. Zum Ablaufen der Flüssigkeit hielt ich die Karte senkrecht. Dadurch kamen kleine Farbestreifen hinter das aufgeklebte Papier, das aber ansonsten die weitere Aufnahme der Farbe durch die Karte verhinderte. Bei seinem Entfernen – noch im feuchten Zustand - entstanden die Schlieren und der helle Fleck als „Höhleneingang".

Auf dem Original herrschen die Farbenschattierungen Gelb, Dunkelbraun und Blasslila vor. Mein Scanner verarbeitete diese Farben in der Weise, wie sie hier auf dem Monatsbild sichtbar werden. Ich war nicht in der Lage, mit meinem einfachen Gerät die Originalfarben abzubilden, und legte die Karte zur Seite, um es später noch einmal zu probieren. Als ich jetzt ein Motiv für den Januar suchte, fand ich den gespeicherten, aber eigentlich misslungenen Versuch und fand ihn mit den vom Scanner angelegten Farben aber ganz passend für den Einstieg in das Jahr 2011.


Weihnachten 2010

 

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Schneezauber

Schneeverhangen die Tannen
brechend unter der Wucht.
Nebel spinnen und spannen
sich um Pfade und Schlucht.

***
Knackt ein Ast nur zuzeiten,
fern ein Vogelruf schallt;
sonst kein Laut in den Weiten,
im verzauberten Wald.

Lulu v. Strauß und Torney (1873-1956)


Ich wünsche allen, die diese Zeilen lesen:
Fröhliche Weihnachten!

Neujahr 2011

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Sei jedem voll dies gute, neue Jahr
Ein Jahr ist nichts, wenn man's verputzt,
ein Jahr ist viel, wenn man es nutzt.
Ein Jahr ist nichts, wenn man's verflacht;
ein Jahr war viel, wenn man es ganz gelebt,
in eignem Sinn genossen und gestrebt.
Das Jahr war nichts, bei aller Freude tot,
das uns im Innern nicht ein Neues bot.
Das Jahr war viel, in allem Leide reich,
das uns getroffen mit des Geistes Streich.
Ein leeres Jahr war kurz, ein volles lang,
nur nach dem vollen misst des Lebens Gang.
Ein leeres Jahr ist Wahn, ein volles wahr.
Sei jedem voll dies gute, neue Jahr.

Hanns Freiherr von Gumppenberg (1866-1928)

Ich wünsche allen, die diese Zeilen lesen:
Ein gutes Jahr 2011!


Dezember

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Dezemberweiß im hohen Blau

Zur Farbenwelt

Weiß und Blau gehören zu einem richtigen Dezember wie Tannengrün und rote Kerzen.

Blau ist die Farbe der unbegrenzten Dimensionen:
Perspektive erzeugt eine Illusion von Raum und Farben können die Illusion von Perspektive schaffen. Eine Farbe wirkt um so näher, je wärmer sie ist, und um so entfernter, je kühler sie ist. Blau ist eine kalte Farbe. (Vielleicht ist sie darum auch für mich so eng mit dem Monat Dezember verbunden.)
Je mehr Abstufungen von Blau es am Himmel gibt, desto mehr scheint man, in ihn hineinsehen zu können. Wir empfinden Wasser und Luft als blau, obwohl sie es nicht wirklich sind. In unserer Erfahrung entsteht das Blau aus dem Transparenten. Der größte Gegenpol zum Blau ist die Erdfarbe Braun, die als massiv und schwer erscheint. Blau empfinden wir als licht und leicht.

Weil das Blaue durch die unendliche Vervielfältigung des Transparenten entsteht, ist es die Farbe der großen Dimensionen.

Zur Technik

Es ist wieder ein sehr kleines Blatt.
Es ist eine weiße Karteikarte und hat die Maße 5 x 10 cm.
Ich arbeitete nur mit den Farben Blau und Weiß.
Die weiße Marmorierfarbe ermöglicht die feinen Linien in den anderen Farben, hier in den blauen Farbflächen.
Die weißen Pünktchen, die wie kleine Schneeflocken aussehen, sind Papierstellen, die keinerlei Farbe angenommen haben. Das passiert beim schnellen Herausziehen der Karte aus dem Wasserbad.
Ich tauchte das Papier, verwende das Muster aber horizontal. Dadurch ergibt sich der Eindruck einer Schneelandschaft vor blauem Winterhimmel.


November

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Novembergrau im Nebelsturm

Zur Farbenwelt

Der November steht mit dem einen Bein noch im Herbst, mit dem anderen schon im Winter. Die Felder sind abgeerntet, auch die Wiesenblumen haben ihre Farbigkeit verloren. Die gelben, braunen und roten Blätter an Bäumen und Büschen sind nicht mehr strahlend. Durch den Novembernebel erscheinen sie manchmal leicht milchig. Durch die relativ warme Luft in den ersten Tagen des elften Kalendermonats ist in diesem Jahr zur Zeit überall auch noch die grüne Farbe sichtbar, die sich bei Birken und Haselnusssträuchern über Nacht in ein kräftiges und doch durchscheinendes Gelb verwandelt. Dieser Eindruck kann sich aber schnell ändern, wenn die ersten Winterboten vor allem Grau und Weiß mitbringen und diese Farben dominieren lassen. Der November wird auch Windmonat genannt. Und mit diesem Himmelsphänomen wirbeln alle Farben durcheinander, bis sie im Braun der Erde aufgehen. Dort schöpfen sie neue Kraft, um mit den ersten Wärmefünkchen der Frühlingssonne wie Phönix aus der Asche emporzusteigen und unsere Welt mit neuem Farbenglanz zu überziehen.

Zur Technik

Da ich das Novembrige nicht in einer Arbeit ausdrücken konnte, gibt es hier zwei Abbildungen. Die erste ist ein ganz kleines Blatt von 15 cm Breite und 4,5 cm Höhe. Es entstand als Nebenprodukt beim Zusammenschieben von Farbresten auf der Wasseroberfläche einer sehr schmalen Arbeitswanne. Beim Herausziehen der weißen Karteikarte aus dem Wasser bemerkte ich die interessante Struktur und so wanderte sie nach dem Trocknen in eine Kiste mit der Aufschrift „Für spätere Verwendung". Schon vor Wochen hatte ich dieses Motiv als Monatsbild November vorgesehen. Jetzt bei der endgültigen Entscheidung kam es mir zu trist, zu graubraun vor und nicht passend für den Farbeindruck am Beginn des diesjährigen Novembers, zumindest in Kleinmachnow, das noch immer mehr herbstlich, denn novembergrau ist. Darum fertigte ich ein zweites Blatt mit einer Breite von 15 cm und einer Höhe von 13 cm an. Dazu verwendete ich ein 160 Gramm schweres Aquarellpapier in einem Format von DIN A 4. Ich unterzog es mehreren Färbevorgängen. Da der große Bogen nicht in seiner Gänze das von mir gewünschte Resultat brachte, suchte ich die Stelle im Muster, die meiner Vorstellung am nächsten kam, und schnitt diese in den angegebenen Abmaßen aus.


Oktober

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Der Herbst, das ist ein Malersmann

Zur Farbenwelt

Vielleicht kennen Sie auch dieses Herbstlied, das in der DDR von den kleineren Kindern gesungen wurde. Beim Aussuchen des Flusslaufes für das Oktober-Bild kam mir dieses Kinderlied in den Sinn. Irgendwie passt für mich die Vorstellung des gerade mit seiner Arbeit beginnenden Malersmannes gut zu diesem Sujet. Denn noch sind die überhängenden Zweige der Bäume an den Ufern des Flusses vorwiegend grün. Doch dazwischen mischen sich schon gelbe, rote und vor allem orange Flecken. Diese Farbflächen bestimmen zunehmend den Eindruck des gesamten Bildes. Sie lassen das Brodelnd des durch den Herbstwind aufgepeitschten Flusses spürbar werden, auch wenn die zarten orangen Striche über der Wasseroberfläche in der Ferne vielleicht die Weite und Ruhe der hinter dem Fluss liegenden Welt andeuten können. Grün und Orange sind die vorherrschenden Farben dieses Monatsbildes. Verbinden wir mit einem hellen Grün den Frühling und mit einem satten Grün den Sommer, so sind die sich färbenden Blätter die Zeichen des Herbstes. Und trotz Sturm, trotz Regen, trotz sinkender Temperaturen lässt ein Ahorn in leuchtendem Gelb und Rot das Herz hüpfen und den nahen Winter vergessen. Rot ist die erste Farbe, die das Neugeborene erkennt, und es soll die letzte Farbe sein, die wir auf dem Sterbebett sehen. Gelb, Orange und Rot sind benachbarte Felder des Farbkreises. Es wird vermutet, dass die kreisförmige Anordnung der Farben auf eine im Mittelalter von Ärzten entwickelte Diagnose-Skala zurückgeht. Auch Isaac Newton bediente sich des Kreises. Er zeigte vor allem den Zusammenhang der benachbarten Felder auf.

Zur Technik

Im Gegensatz zu den vorherigen Monatsbildern handelt es sich diesmal nicht um ein bearbeitetes Papier, sondern um eine aufgezogene Leinwand in den Maßen 20 x 20 cm. Aber auch dieser Keilrahmen wurde in der von mir angewandten Marmoriertechnik gestaltet. Soll Stoff gefärbt werden, muss eine größere Menge der flüssigen Farbe auf die Wasseroberfläche aufgebracht werden. Ansonsten sind die gleichen Arbeitsgänge wie bei der Herstellung von Bildern und Mustern auf Papier nötig. Die Leinwand saugt genauso wie das Papier die Farben deckungsgleich auf. Der Mittelteil des Bildes entstand durch das Auflegen des Keilrahmens auf die Wasseroberfläche, wobei ich ihn leichte drehte. So ergab sich die orange „Bewegung". Die intensiveren, blauen Farbflächen am linken Rand wurden in einem zweiten Färbegang durch das Tauchen des Keilrahmens erzeugt.


September

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Blaue Dunkelheit in Spätsommernacht

Zur Farbenwelt:

Der Spätsommer ist eine Zwischenjahreszeit, die von Ende August bis Mitte September angesetzt wird. Er beginnt mit der Blüte des Heidekrauts und der Reife von Hagebutten und Ebereschen. Nach dem Hochsommer, der bei großer Trockenheit das Gras vergelben lässt und die Blätter der Bäume mit einem grauen Film einstaubt, bringt der Spätsommer noch einmal leuchtende Farben hervor. Die Temperaturen steigen nicht mehr in extreme Höhe. Der Nebel hinterlässt am Morgen seine winzigen Wasserspuren. Die Sonne ist noch immer kraftvoll. Noch sind die Nächte lau, auch wenn man gut eine Jacke oder einen Pullover vertragen kann. In die Dunkelheit der Spätsommernacht setzen nicht nur die Partyleuchten Lichtpunkte, sondern die Farben von Früchten mischen sich mit denen von Blüten der spätblühenden Pflanzen, in der Dunkelheit nur spürbar, da man von ihnen weiß. Das Blau der Nachtluft mischt sich im Hintergrund mit den farbigen Träumen des nächsten Tags.

Zur Technik:

Dieses Monatsbild entstand auf einer weißen Platzkarte, wie man sie in Papierläden abgepackt kaufen kann. Das Bildchen ist also noch kleiner als die bisher verwendeten Karteikarten. Das Originalformat beträgt 9 cm in der Breite und 3, 5 cm in der Höhe. Die glatte Papieroberfläche saugte die Marmorierfarbe nicht voll auf, sondern ließ überschüssige Farbe herablaufen. Teilweise trocknete die Farbe in Tropfen, deren Oberfläche später abplatzte. Um den Arbeitsprozess zu beschleunigen, habe ich einige Stellen einfach mit den Fingern vorsichtig verwischt. So entstanden die kleinen hellen Flächen, als seien sie scheinbar mit einem Pinsel aufgetragen. Ich habe das Kärtchen mehrmals marmoriert. Die später vom Papier aufgenommene Farbe überlagert die Farbe des ersten und zweiten Schrittes und macht das Bild mehrschichtig. Dadurch dass ich für das letzte Eintauchen nur Schwarz auf die Wasseroberfläche spritzte, erzeugte ich den Eindruck von wabender Nachtdunkelheit.


August

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Der Aufstand der Farben

Zur Farbenwelt:

Bei diesem Blatt hatte ich einen Urlaub am Meer in meiner Erinnerung. Als wir morgens die Tür des Campingwagens öffneten, war die Luft ganz still, die Vögel sangen im Chor und der Himmel war strahlend blau. Man spürte in der Kühle des Morgens schon sehr deutlich die nahe Wärme des Tages.

Als wir zum Meer kamen, lag das Wasser wie eine blaugrüne, glattgestrichene Tischdecke ausgebreitet vor uns. Die Sonne stand hoch. Um in die weite Wasserebene blicken zu können, musste man die Augen zukneifen. Das Wasser plätscherte leise. Dann kam plötzlich ein Wind auf, den wir als sehr angenehm empfanden, denn er nahm das Sonnenbrennen von der Haut. Noch immer war der Himmel blau, das Wasser einladend, um hineinzulaufen. Auf den Wellen sprangen die weißen Schaumkronen lustig hin und her.

Dann veränderten sich auf einmal die Farben. Die Zusammensetzung bzw. die Ausdehnung der einzelnen Farbpartien wurde anders. Das Grün nahm zu und verdrängte das Blau. Das Blau wurde leicht grau, vor allem in den unteren bzw. hinteren Partien. Das Weiß der Wellenlinie wuchs und nahm dabei eine leichte Gelbfärbung an. Die Wellen wurden höher und höher, das Geräusch ihres Aufschlagens an Land wurde stärker und stärker.

Mit dem roten Himmelsrand, den es im wirklichen Ablauf jenes Tages nicht gab, wollte ich bei meinem Bild die Gefahr anzeigen, die hinter jeder noch so friedlichen erscheinenden Naturgewalt stecken kann.

Zur Technik:

Auch dieses Blatt gehört wie die Monatsbilder Mai bis Juni 2010 zur Karteikartenserie. Das Original ist 14,5 cm breit und 10,5 cm hoch.

Das Motiv ist auf den weißen Karteikartenkarton marmoriert. Fast immer wähle ich weißes Papier. Denn jede Farbe des Papiers verändert natürlich auch die Schattierung der Marmorierfarbe. Meist wird sie dadurch matt.

Neben den bereits in den vorhergehenden Monatsbildern beschriebenen technischen Arbeitsschritten habe ich hier mit einem Hölzchen das Grün in das Blau halbrund bzw. spiralförmig hineingezogen, um so das Auftürmen der Welle zu zeigen.

Die Größe des Behältnisses für das Wasserbad wähle ich nach dem Format des Papierbogens, den ich färben möchte. Meist ist die Wanne etwas größer. So können sich die Farben im Wasser besser entwickeln. Ich wähle dann den Teil des Musters aus, der mir am besten gefällt bzw. der meiner bildlichen Vorstellung am nächsten kommt. Darauf lege ich das zu marmorierende Objekt. Das Papier (oder auch die Leinwand) saugt das Muster deckungsgleich auf.


Juli

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Das Blau des Sommerhimmels am Meer

Zur Farbenwelt:

Mit den steigenden Temperaturen und dem höheren Stand der Sonne im Sommer verändert sich das Licht und mit ihr die Natur auf der Erde. Der Himmel scheint zu glänzen und zu strahlen. Sein Blau und Weiß werden intensiver. Dazwischen das Goldgelb der Sonne teilt die Himmelsluft in Schichten. Die Wolken sind höher aufgetürmt.
Ganz besonders am Meer beeindruckt die Weite der vor uns liegenden Welt. Auf einer Düne stehend, scheinen vor den Augen des Menschen die Farben des Sandes, des Wassers auf der Erde mit der Luft und den Wassertropfen des Himmels ineinander zu fließen. Die Farben sind deutlich abgegrenzt und bilden doch eine Einheit.
Wir Menschen fühlen uns bei Sonnenschein beschwingter. Vieles geht leichter von der Hand, wenn der Himmel sich blau über uns wölbt. Wir werden wagemutiger, wir fühlen uns stark. Das macht die Sonne, die mit ihren Strahlen auch die Produktion von Glückshormonen im Körper des Menschen anregt.
Wenn kleine Kinder die Sonne malen, werden sie instinktiv immer Gelb wählen. In der Regel gibt es in den Tuschkästen der Schüler kein Gold, sonst würde oft auch diese Farbe zur Darstellung der Sonne genommen werden.
Das Licht, die Sonne und das Gold besitzen eine gemeinsame Eigenschaft. Es ist die ungewöhnliche Strahlkraft, die die Menschen seit Urzeiten faszinierte und bis heute inspiriert. In den Spektralbereichen des Lichtes liegt Gold im blauen Bereich vor Ultraviolett. Aus diesem Grunde erstrahlt sein metallischer Glanz für das menschliche Auge als Komplementärfarbe Gelb.

Zur Technik:

Ähnlich wie bei den anderen Monatsbildern habe ich auch für dieses kleine Bild alle in der Marmoriertechnik möglichen Färbeschritte gleichzeitig bzw. nacheinander angewandt. Nach dem Aufbringen der Farbe auf die Wasseroberfläche habe ich das Papier sowohl auf die flüssige Farbe gelegt, es aber getaucht, wobei ich dabei die Farbe mit dem Papier zusammengeschoben habe. Dadurch sind beispielsweise die intensiv dunkelblauen Streifen im Himmel entstanden. Auch diesmal ist es ein ganz kleines Blatt, denn es ist auch auf einer Karteikarte entstanden. Format des Blattes 14,5 cm breit und 6,5 cm hoch.
In diesem Falle gibt es aber eine Besonderheit. Im Arbeitsprozess entstanden die oberen und unteren Teile des Bildes nämlich separat. Ich fertigte den Strand mit der Meeresbucht sowie den dunkelblauen Sommerhimmel auf zwei Karten, die ich erst nach dem Trocknen durch Collagieren zu einem Motiv vereinigte. Ich wollte bei diesem Bild den Blick festhalten, den man beim Laufen durch die Dünen auf das Meer und den sich darüber ausbreitenden Himmel hat. Das gelang mir nicht beim Färben eines einzelnen Papieres. Darum entschloss ich mich zu einer Collage. Die unteren bzw. oberen Wölbungen des Himmels sind beim Marmorieren entstanden. Ich bin beim Ausschneiden diesen Linien nur gefolgt.
Sie finden hier zwei Varianten dieser Collage. Da ich mit der ersten Variante der Collage (geschwungene Himmelslinie nach unten) nicht ganz zufrieden war, trennte ich die beiden Teile noch einmal, drehte den blauen Teil und klebte ihn mit den Wölbungen nach oben an. Auch jetzt bin ich noch immer unentschlossen, welches Motiv meinem Ziel am nächsten kommt. Bitte entscheiden Sie, was Ihnen besser zur beschriebenen Stimmung passt!


Juni

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Das Grau des Regens

Zur Farbenwelt:

Eigentlich ist der Frühsommer sehr reich an Farben und Formen. In diesem Jahr bestimmte in vielen Stunden bisher das Grau des Regens die Farbpalette. Auch wenn die Bäume wunderbar belaubt sind, ihre Blätter durch das Himmelswasser nicht nur ein sauberes Tiefgrün angenommen haben, sondern besonders groß gewachsen sind, auch wenn ab und zu die Sonne die Körper der gerade flügge gewordenen Vögel erwärmt, entschied ich mich spontan für dieses Regenbild. Der Himmel bildet Wasserberge, die ihre graue Last ins Tal fließen lassen. Noch ist der Fluss blau. Aber schon strudelt das Wasser ins Schwärzliche und wirkt bedrohlich.

Zur Technik:

Auch dieses Bild des Monats ist wieder ein kleines Blatt, denn es ist genau wie das Mai-Bild nur 14,7 cm breit und 10,4 cm hoch und es entstand auch wieder auf einer ganz normalen weißen Karteikarte in Marmoriertechnik. Um diese sichtbaren Streifen auf das Bild zu bekommen, wird das Papier zuerst auf die Farbfläche ganz kurz gelegt und sozusagen beim Ablegen auf die Wasseroberfläche gedreht und getaucht. Die Zusammenballungen von schwärzlichem Blau auf der linken Seite entstehen dadurch, dass ich entgegen der traditionellen Marmoriertechnik die Farbreste des vorher durchgeführten Färbens eines anderen Papierbogens nicht entfernte, sondern im Wasser beließ.


Mai

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Ein Traum in Frühlingsfarben

Zur Farbenwelt:

Denke ich an den Monat Mai, dann tauchen bei mir keine gegenständlichen Bilder auf, sondern nur Farben. Diese meine innere Frühlingsfarbenwelt wird dominiert von Gelb, hellem Grün, hellem Blau, hellem Braun, leichtem Orange. Die dunkleren Schattierungen dieser Farben verbinden sich in diesen Farbbildern mit dem Erdboden, in dem die Winterfarben mit den Frühlingsfarben verschmelzen bis eine siegreich nach oben steigt. In dem vorliegenden Blatt ist es das Gelb.

Ich erlebte vor Jahren das Erwachen der Natur in der Steppe, nachdem es eine lange, lange Zeit nicht geregnet hatte. Pflanzen und Tiere hatten sich zurückgezogen. Alles war staubig-grau. Mit den ersten Wassertropfen, die vom Himmel fielen, wurden die Augen strahlend blau, die Erde färbte sich grün, gelb-weiß-blaue und rote kleine Blüten erhoben sich wie aus dem Nichts. Das waren meine Gedanken, als dieses Bild entstand.

Nun sind Sie aufgefordert, Ihre eigene Geschichte beim Betrachten des Monatsbildes in sich aufsteigen zu lassen.

Zur Technik:

Dieses Bild entstand auf einer ganz normalen weißen Karteikarte. Auch bei diesem kleinen Blatt, das 14,7 cm breit und 10,4 cm hoch ist, habe ich die Marmoriertechnik angewendet. Die entsprechenden flüssigen Farben wurden auf eine Wanne (etwas größer als das zu färbende Blatt) mit Wasser gespritzt.

Um die Landschaft mit Hügel, Himmel, Sonne und aufsteigendem Luftballon entstehen zu lassen, wurde das Papier mehrmals in den Farbfilm getaucht, nicht auf das Wasser gelegt, sondern in das Wasser mit verschiedenen Seiten getaucht, dabei an manchen Stellen leicht gebogen. So entsteht z.B. der farbige Hügel im unteren Teil des Bildes.

Beim zweiten und dritten Tauchvorgang habe ich die sich schon leicht verfestigende Farbe mit dem Papier zusammengeschoben und mit dem Blatt sozusagen herausgezogen. So lassen sich sowohl die zarten als auch die etwas gröberen Rundstrukturen und Farblinien erzeugen.